Wie vielfältig die einzelnen Themen dieses Forums miteinander verquickt sind, zeigt sich wieder einmal an dieser Stelle. Eine der Ursachen des Umbaus der linksseitigen Elbuferbefestigungen war ja wohl die industrielle Revolution und hier insbesondere der Eisenbahnbau. Bereits am 16. August 1838 hatte das Directorium der Magdeburg-Cöthen-Halle-Leipziger Eisenbahn-Gesellschaft mit der Stadt über Veränderungen im Bereich des Brücktors verhandelt. Im Stadtarchiv Magdeburg, Rep. A II, W 17b Bl. 36 ist dazu folgender Vorgang erhalten geblieben:
Zum Zweck der Anlegung eines Nebenbahnhofs der Magdeburg-Cöthen-Halle-Leipziger Eisenbahn Gesellschaft wird das Elbevorland zwischen der Strombrücke und der Wasserkunst aufgeschüttet.Zum Schutz der Aufschüttung soll eine Mauer errichtet werden. Diese beginnt am zweiten Pfeiler auf dem Hof der Wasserkunst. Stadtwärts soll ein Stacket errichtet werden, welches 4 Fuß von der Ecke des Steueraufseher-Hauses bei der Wasserkunst zurückspringen und von dort in gerader Richtung mit der nordwestlichen Ecke der Bäckerei fortgeführt werden soll. Das Brückenwachgebäude am Brücktor soll auf die elbabwärts gelegene Straßenseite verlegt werden. Ein auf dem Gelände des vorgesehenen Bahnhofs befindlicher Kunstpfahl muss an einen neuen Standort verlegt werden. Der Plan ist wohl der unter #1 von MAGADO eingestellte und damit ein paar Jahre älter als oben angegeben.. (nach der Unterschrift zu urteilen war Oberbürgermeister Francke Vorsitzender des Directoriums).
Einen weiteren Schritt machte die Stadt mit der Verlegung der Wasserkunst auf das Gelände des Wolfswerder in Buckau. Am 10.1.1857 wird im Stadtrat mit 10 gegen 6 Stimmen die Verlegung der Wasserkunst vom Brücktor auf den Wolfswerder beschlossen. Eine kleine Gruppe von Stadtverordneten um den Sanitätsrat Dr. Voigtel versuchte nachträglich, diese Verlegung rückgängig zu machen. Bestandteil dieses Beschlusses war der Bau eines Kriegswasserwerkes innerhalb der Festung auf Kosten der Stadt. Ohne die Übernahme dieser Verpflichtung durch die Stadt war die Militärbehörde nicht bereit, die Verlegung der Wasserkunst vom Brücktor nach Buckau zu genehmigen.
Zum Kriegswasserwerk stellt der im Stadtarchiv Magdeburg unter Sign. 150 34:40 erhaltene Verwaltungsbericht für das Jahr 1881 fest: Das (Reserve-)Kriegswasserwerk ist planerisch fertiggestellt.
Der Bau erfolgte, wie ich an anderer Stelle bereits festgehalten hatte, in den Jahren 1883/1884.
Da auch andere Baumaßnahmen im Laufe der nächsten Jahrzehnte die Festungsfront aufweichten, genehmigte der Kaiser mit A.K.O. vom 8.12.1886 einen generellen Umbau der Festung: "... bin Ich einverstanden, und ebenso auch im Allgemeinen mit dem allmählichen Ersatz der Magdeburger Stadtenceinte linken Elbufers, deren Verteidigungsfähigkeit durch die zunehmende Bebauung des Vorterrains lahmgelegt wird, durch eine provisorische Befestigung, welche die Vervollständigung der alten Fortslinie und ihre Verstärkung durch einzelne vorgeschobene Befestigungen zum Ziele nimmt ..."
Erst 1943 taucht das Kriegswasserwerk, das seit der Übernahme durch die Stadt als Reservewasserwerk firmiert, wieder auf. Stadtrat Lehwald berichtet am 14.10.1943:
Infolge der Terrorangriffe feindlicher Flieger ist der Ausbau von 3 weiteren Feuerlöschteichen mit je 2 000 cbm Fassungsvermögen auf dem Roonplatz, dem Scharnhorstplatz und an der Bakestraße (Ecke Kaiser-Friedrich-Straße) vorgesehen. Die Füllung der Teiche und Zisternen erfolgt durch Hydranten des städtischen Wasserleitungsnetzes. Da im Katastrophenfall damit gerechnet werden muß, daß das städtische Wasserleitungsnetz zerstört ist, soll das bislang noch nie benutzte „bombensichere Kriegswasserwerk“ auf dem ehemaligen Festungsgelände des Kavalier Scharnhorst wieder in Betrieb gesetzt werden. Die Anlage ist wieder betriebsfähig hergestellt worden. Für die Wiederinbetriebnahme ist die Aufstellung eines Dieselmotors und die Verlegung von Rohren vom Fürstenufer über den Roonplatz bis zur Carl-Miller-Straße notwendig. Von diesem Wasserwerk sollen die Zisterne Roonplatz und die Feuerlöschteiche Carl-Miller-Straße und Roonplatz mit Löschwasser versorgt werden. Zum Zeitpunkt der Beratung ist die Arbeit bereits begonnen. Für den Dieselmotor einschließlich Fundament und Splitterschutz sind 80 000 RM und für die Löschwasserteiche 120 000 RM vorgesehen. Der Luftgau III hat die Finanzierung zugesagt, zunächst soll aber die Stadt die Kosten verauslagen.
So viel also nur einmal als kleine Reminiszens zur Forenarbeit.