Auf eine Anfrage an den Ortsbürgermeister von Sandbeiendorf, wurde mir ein Zeitzeuge genannt welcher sich bereit erklärte seine Erlebnisse über die damaligen Geschehnisse zuberichten.
Zeitzeugenbericht
Werter Herr Schulze, über die an mich gestellte Anfrage zu dem Evakuierungsmarsches im April 1945 kann ich Ihn folgende Angaben machen. Die Überführungskolonne mit KZ-Häftlinge, erreichte im Frühjahr 1945, vermutlich von Angern kommend, den kleinen Ort Sandbeiendorf. Es muss in den Abendstunden gewesen sein, denn es wurde Stopp befohlen. Die Häftlinge wurden in 3 Scheunen bzw. Ställe untergebracht. Die jeweiligen Bauern kochten im Kessel Futterkartoffeln und warfen sie den Häftlingen vor. Man hatte übrigens Gebäude ausgesucht, die sich gut und einfach bewachen ließen. Am nächsten Morgen war Zählapell, dann Abmarsch Richtung Burgstall und vermutlich durch die Heide in Richtung Gardelegen. Vier Häftlinge starben. Ob an Entkräftung oder durch Schüsse ist nicht bekannt. Vermutlich sind beide Vermutungen die Ursache. Fakt ist die Leichen wurden neben der Straße verscharrt. Als die Amerikaner den Ort besetzten, erzählten ihnen die Fremdarbeiter (Russen, Polen und Ukrainer) von den Vorfällen. Der Ortsbürgermeister Schulze wurde auch wegen Misshandlung von zwei abgeschossenen US-Bomberpiloten verhaftet und vermutlich erschossen. Auf Befehl mussten der eingesetzte neue Bürgermeister W. Fraas und seine Sekretärin Frau Threuekauf die vier Häftlinge an der Landstraße Richtung Burgstall wieder ausgraben und auf den Sandbeiendorfer Friedhof bestatten. Dort ist die Grabstätte heute noch, hat einen Gedenkstein und wird von der Gemeinde gepflegt. Soweit meine Recherchen zu dem Thema. Foto von der Grabstätte folgt später.
Mit freundlichen Grüßen Günter Grau Präsident LV Radsport SAH
1.Frau Ilse Theuerkauf lebt noch (86 J.) , von Willi Fraas noch eine Tochter. 2.Die Scheunen stehen noch – ich mache Fotos. Futterkartoffeln war ein Erlebnisbericht. 3.Die Fremdarbeiter arbeiteten auf verschiedenen Höfen, wo Männer und Söhne an der Front waren. 4. In Sbd. wurde kein Flugzeug abgeschossen – allerdings sind 2 Amerikaner abgesprungen und in der Feldmark gelandet. Nach einer regelrechten Treibjagd wurden sie von der Dorfbevölkerung gestellt und dem Bürgermeister übergeben. Obwohl Winter, band er sie auf seinem Hof ohne Schuhe an sogenannte Bullenringe an und soll sie auch geschlagen haben. Er überführte sie später in Richtung Angern – über ihr Schicksal ist hier nichts bekannt ! Der Bgm. soll im Verhör geäußert haben, sein brutales Verhalten begründe er damit, weil vorher sein Sohn an einem Frontabschnitt (Westfront) mit Amerikanern gefallen war....
Am 13.4.45 erreichte von Tangerhütte kommend das 117. Inf.Rgt der 30. US ID Sandbeiendorf, die alle Dörfer der Umgebung säuberten und sichertete. Am 15.4.45erreichern die Inf. Rgter 134 und 137 der 35. ID diese Region über Dolle nach Tangerhütte und somit auch Sandbeiendorf während die Einheiten des 117. IR nach Rogätz sicherten.
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Zitat von Teddy im Beitrag #2Hallo Herr Schulze – nur kurz zu ihren Fragen :
1.Frau Ilse Theuerkauf lebt noch (86 J.) , von Willi Fraas noch eine Tochter. 2.Die Scheunen stehen noch – ich mache Fotos. Futterkartoffeln war ein Erlebnisbericht. 3.Die Fremdarbeiter arbeiteten auf verschiedenen Höfen, wo Männer und Söhne an der Front waren. 4. In Sbd. wurde kein Flugzeug abgeschossen – allerdings sind 2 Amerikaner abgesprungen und in der Feldmark gelandet. Nach einer regelrechten Treibjagd wurden sie von der Dorfbevölkerung gestellt und dem Bürgermeister übergeben. Obwohl Winter, band er sie auf seinem Hof ohne Schuhe an sogenannte Bullenringe an und soll sie auch geschlagen haben. Er überführte sie später in Richtung Angern – über ihr Schicksal ist hier nichts bekannt ! Der Bgm. soll im Verhör geäußert haben, sein brutales Verhalten begründe er damit, weil vorher sein Sohn an einem Frontabschnitt (Westfront) mit Amerikanern gefallen war....
Mit freundlichen Grüßen
Günter Grau Präsident LV Radsport SAH
Na bitte @Teddy, dass sind doch Fortschritte, da kannst du stolz darauf sein. Es geht also vorwärts und bringt Licht ins Dunkle der Geschichte.
vielen Dank hadischa, jedoch stehe ich bei den kleinen Ortschaften vom Landkreis Börde noch am Anfang. Jedoch kann ich jetzt schon sagen das ich in Gedanken schon ein ein weiteres Buch gedenke zu arbeiten, welches inhaltlich spezifisch sich auf Orte sich konzentrieren wird wo Fremd- und Ostarbeiter und Kriegsgefangene Zwangsarbeit verrichten mußten. Jedoch zuerst wird das Gedenkbuch Landkreis Börde hier im Forum komplett veröffentlicht. Dann gehts weiter. Gruß Teddy
Zitat von wirbelwind im Beitrag #7Magado, ist denn bekannt, was den Absturz der B-17 bei Ramstedt am 5.3.44 verursachte. Geht dies auf die Wolmirstedter Flak zurück?
MfG Rüdiger
Korrektur: 06.03.44 - Teile der Besatzung gingen um Hillersleben in Gefangenschaft.
Zitat von wirbelwind im Beitrag #10Dann ist das sicherlich die B-17, welche der ZZ Rebenklau in seinem Bericht in dem Thread betreffs Gedenkbuch für Nazi-Opfer in der Börde schilderte.
Guten Abend lieber Wirbelwind. Hier verwechselt Du sicherlich etwas. Seite 46, GB 1933-1945 ist immer noch das Kapitel 3 "Gruppe Schmidt und Genossen". Du meinst sicherlich die Thematik "Gutenswegen und Umgebung". In diesem Sinne Gruß Teddy
Lieber Teddy, da scheinen wir beide doch wohl aneinander vorbei zu schreiben. Richtig ist, dass der ZZ Rebenklau seinerzeit interviewt und das Ergebnis unter Gutenswegen und Umgebung ins Forum gestellt wurde. Die Reinschrift dieses Interview kann im Forum unter der Rubrik ,,Gedenkbuch der NS-Opfer 1933-45 im Landkreis Börde", S. 46 nach gelesen werden. Schau bitte einfach einmal nach. MfG Rüdiger
Du meinst diesen Beitrag von Herrn Rebenklau, hier ein Auszug:
Im März 1945 konnte ich mit dem Fernglas aus Gutenswegen sehen.in Richtung N, als im Tiefflug eine einzelne B-24 am Kanal entlang flog in Richtung Westen, Hillersleben zugewandt, hintereinander 5-6 schwere Sprengbomben warf. Dabei hat die Vierlingsflak von Hillersleben nicht geschossen. Auch im März, aber 1944, war Fliegeralarm und Verbände der US-Luftwaffe B-17F kamen zurück. Der Mittellandkanal und die Ohre aus Richtung West-Ost wurde immer wieder als Orientierung von den Fliegern genutzt Das auch nacht’s durch die R.A.F. An diesem 8.3.44 kam dann eine einzelne B-17F, die entlang des Kanal’s flog und in Höhe Gr. Ammensleben immer noch von den Flakstellungen Wolmirstedt, Barleben, Ebendorf beschossen wurde. Wolmirstedt hatte eine 10.5er (Luftwaffe) und eine 8,8cm (ARD) Batterie, an der Glindenberger Chaussee Nordseite. Diese B-17F flog weiter in Richtung Westen. Trotz Beschuss, kamen 3 Me 109 hinzu und setzten den Beschuss mit Bordwaffen fort. Aus der schon tieffliegenden B-17F sprangen Besatzungsmitglieder mit Fallschirm ab. Ein Pilot muß aber noch drin gewesen sein, da nun die Fahrwerke ausgefahren wurden. Die B-17F flog noch bis etwa Haldensleben, drehte eine große Kurve in Richtung Süden bis über Raum Althaldensleben-Glüsig. Gutensweger Leute und ich waren auch schon in die Feldmark gelangt um die Notlandung zu beobachten. Die B-17F flog noch in ihrer Kurve und versuchte dann auf dem Acker in Richtung Norden zu landen. Sie war unseren Blicken entschwunden. Als wir nun dichter heraneilten sahen wir, dass sie zu tief ansetzte und mit beiden Rädern gegen den Kanalwall stieß. Sie überschlug sich über den Kanal und lag auf den Rücken, zwischen Kanal und Eisenbahnlinie nach Haldensleben. Als zu DDR-Zeiten mal das Kanalwasser zur Reinigung abgelassen wurde, konnte von der Maschine noch ein Rad und ein Motor geborgen werden. In der B-17F hatte man nach dem Absturz noch den Piloten der 10köpfigen Besatzung gefunden. Er war tot. Im Frühjahr 44 verstärkten sich die Luftkämpfe und die Ein- und Überflüge in immer niedriger Höhe erfolgten, war an einem Tag eine Me110 über dem Bahnhof Haldensleben, beide Besatzungsmitglieder bereits abgesprungen, die Bodenklappen waren geöffnet und im Inneren brannte die Maschine. Mit Mühe ist die Maschine dicht am Kirchturm bei der Oberschule (heute Gymnasium) vorbei geflogen und ist im Gebäude wo heute Kaufhaus Haldensleben ist, abgestürzt. Im Sommer 44 waren in der Altmark noch viele deutsche Jagdverbände stationiert und immer wieder ganze Verbände Me 110 und 109 aus Flugschulen abgeschossen worden Da war hier folgendes zu sehen. Ich hatte an einem Tag im Sommer 44 in der Schule Haldensleben Luftschutzwache als über dem Bahnhof Haldensleben eine Me 109 im Tiefflug langsam geflogen kam, dahinter eine US-Mustang, die diese Me109 beschoss und in Höhe des letzten Gebäudes warf der Pilot der M 109 die Kanzelklappe ab, flog nun Richtung Ost-Friedhof und wir dachten so, als wir das sahen: „du musst höher fliegen!“ Aber das konnte er nicht mehr, flog in die Baumkronen, stürzte ab und explodierte. Anfang April 45, an dem Tag, an dem noch ein Riesenaufgebot der Deutschen Luftwaffe gegen die vorrückenden Amerikaner bereitgestellt war, kamen im Laufe des Vormittag’s hunderte Flugzeuge, aller möglichen Typen, auch Doppeldecker, Sportflugzeuge und Kampfflugzeuge in Richtung Westen zum Einsatz. Eine M 109 hatte dabei Zündstörungen und hatte am Rumpf eine 500kg Sprengbombe, warf diese bei der Schaaftränke Wassertal ab, drehte und stürzte nördlich der Straße Gutenswegen-Ackendorf ab –Bauchlandung, rutschte mit dem Rumpf über den Acker Richtung Westen bis auf den ersten Feldstreifen der Äcker Ackendorf. Der Pilot dieser Me 109 war mein Jugendfreund aus Hermsdorf Hans-Joachim Heinemann, der somit bei diesem Angriff „Unternehmen Elbe“ dabei war. Wenn durch die Scheinwerferstellungen (1942/43) die „Weiße Nacht“ allgemein eingeführt wurde, so hieß das Immer, dass die gesamte Strecke der Einflugsschneisen der Nachtbomber in Richtung Berlin ausgeleuchtet wurde. So konnte man oft hören, wie britische Bomber, die einmal im Netz der Scheinwerfer erfasst waren, versuchten, durch Gas geben den Lichtkegeln zu entkommen. Oft wurden auch aus den Maschinen dann farbige Leuchtkugeln abgesetzt. An der Farbe, die täglich wechselten konnte die Flak erkennen, ob es sich um ein deutsches Flugzeug handelte. Stimmte die Farbe nicht, dann versuchte ein Feindflieger den Scheinwerfer los zu werden. Stimmte die Tagesfarbe, dann schaltete der entsprechende Scheinwerfer kurz ab, um den Deutschen nicht weiter zu gefährden. Die Scheinwerferstellung Gutenswegen war am Hermsdorfer Weg. Um Strom zu sparen wurden sie dann 1944 bis Kriegsende wieder aufgebaut in Gutenswegen am Kl. Ammensleber Weg in 50m Entfernung zu einem Lichthaus/Schaltstation der Energieversorgung MD und die Scheinwerferstellung angeschlossen. Benzin oder Diesel für ein Stromaggregat war in zwischen knapp geworden. Am 21.5.44 war eine Schießmannschaft zum Einschießen von Geschützen auf dem Schießplatz in Aktion, als eine einzelne Mustang auftauchte und diese Schießmannschaft unter Beschuss nahm und 21 Soldaten tötete. Die Mustang flog dann Richtung SW ab, kam dabei in Richtung Gutenswegen. Ich sah das vom Fenster unseres Hausgiebels aus. Von hier aus sah ich auch das Mündungsfeuer der Mustang, als sie auch Häuser von Gutenswegen beschoss. Als ich später in die amerikan. Gefangenschaft auf der Autobahn fuhr, Mitte Apr. 45 sah ich, wie auf der Autobahn von West nach Ost, auf dem Südstreifen der Atobahn sehr viele LKW’s lagen mit darauf liegenden z. T. verkohlten Turbinen von Junkers, die im harz gebaut wurden unterirdisch und in MD und Halle in die Düsenflugzeuge eingebaut werden sollten, bzw. auf den Junkers-Motorenprüfständen in MD geprüft werden sollten. Bis Gutenswegen war das Gebrumme der Prüfstände zu hören. Immer wenn ein schwerer Luftalarm bevor stand, und der Prüfstand bei der Brabag ruhig war, daran erkannten wir dass ein Fliegeralarm bevor stand. Am 16.e4.45 waren wir auf dem Mühlenberg bei Gutenswegen, ich mit dem Fernglas und wir sahen wie der Feuerschein über MD immer höher wurde, das Flackern der riesigen Flammenwände. Der Sog war sogar bis hier her zu hören. Selbst die Großangriffe auf Berlin in den Nächten waren am Feuerschein am Horizont zu sehen. Selbst das dumpfe Dröhnen der Detonationen konnte man aus der Ferne vernehmen. So natürlich noch viel mehr von MD. Im März 45 sahen wir von uns aus auch wie vom Harz aus V-2 abgefeuert wurden. Der Feuerstrahl stieg hoch und oben in Richtung Westen sich langsam neigte. Das waren nicht wenige, die dort im harz abgefeuert wurden. Am 16.4.45 waren von Gutenswegen aus auch die Scheinwerfer am Himmel zu sehen. Scheinwerfer waren in betrieb. Auch Flakfeuer war erkennbar und selbst Nachtjäger waren an den Bomberpulks dran. Ob Flak oder Nachtjäger britische Maschinen runter geholt haben im Luftraum MD, das war nicht festzustellbar. Was man auch immer erkennen konnte, das waren die grünen und roten Weihnachtsbäume über MD. Wenige Tage später war ich zum ersten Mal einberufen in die Kaserne Hillersleben zur Ausbildung - Panzerabwehr - (Grundausbildung). Wir lernten Umgang mit MG34, MG42, Pz. Faust und Pz.-Schreck, Karabiner und an einem Tage mussten wir raus, mit Schaufel und Spaten und sollte zwischen Gutenswegen und Ackendorf, Glüsig Wedringen Bombentrichter zuschaufeln. Da kam dann ein Jeep der Wehrmacht mit einem Hauptmann und fragte streng: „Wer hat das hier angeordnet, dass diese jungen Soldaten, die auszubilden sind zur Panzerabwehr, hier zu diesen Arbeiten eingesetzt werden?“ In Zuarbeit zu Euren Jagdfreunden und Ackerbesitzern in Wedringen! Wenn das so weiter geht, ist hier sowieso alles vorbei und es gibt vorläufig keine Jagd mehr! Sofort abbrechen und abmarsch zur Kaserne! Dann wurde der Verantwortliche in der Kaserne, der uns zum Schaufeln eingesetzt hatte „Runderneuert“
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