Brief an KHV von 1999 Abs. G. Christine, Kranichgrund/ Magdeburg
Luftwaffenhelferinnen
Mit 18 hatte ich geheiratet und kaum war ich im Ehestand, mußte ich schon wider Küstrin verlassen. Mit Lotte Klee aus der Plantagenstraße wurden wie zusammen eingezogen. Wir kamen 1842/43 nach Reichenbach ins Eulengebirge (südwestlich von Breslau) zur Ausbildung als Luftwaffenhelferinnen. (Das Bild mit den Dreierreihen. „Der ganze Zug. November 1943“) Das sind alle die, die ausgebildet wurden, ebenfalls in Reichenbach im Eulengebirge. Das waren alles Luftwaffenhelferinnen. Die in schwarz vorne links war die Gruppenführerin. Das war eine schöne Zeit im Eulengebirge. Wir waren alle 18/19 Jahre alt. Die Ausbilderin könnte Mitte zwanzig gewesen sein. Diese Aufnahmen hatten wir in der Erde verbuddelt, bevor der Russe kam. NEUBAUER: Was ist das hier? DROIK: Das ist der Eingang zum Lager bei Reichenbach im Eulengebirge, wo wir als Flakhelferinnen ausgebildet wurden. Das war im November 1943. Dann wurden wir nach Magdeburg versetzt, wo unser erster Einsatz war. Wir waren dort in einer großen Kaserne stationiert. Anschließend kamen wir in die „Aufnahme“, um Flugzeuge zu registrieren, die uns gemeldet wurden. Diese Informationen bekamen wir von den Flugwachen. Wie hatten Kopfhörer auf, und nach den Angaben, die uns durchgegeben wurden, in welchen Luftraum die feindlichen Flugzeuge eingedrungen waren, wurden diese Orte auf einem Plan eingezeichnet. Es wurde nur der Anflug aus der entsprechenden Himmelsrichtung gemeldet. Dann gab es an der Wand eine große Tafel mit Spiegelschrift, auf der diese Informationen festgehalten wurden. Diese wurden weitergemeldet, und aufgrund dieser Lagebeurteilung kamen unsere Flieger-Einsätze. Das war eine richtige, große Zentrale in Magdeburg. nach einem viertel Jahr wurde ich versetzt, weil ich nur noch 80 Pfund gewogen hatte. Der Grund: Ich konnte nicht schlafen, denn wenn wir frei hatten, war meistens Fliegeralarm. In einer Baracke hatten wie drei Mädels den Flugmeldedienst gemacht. Jeder durfte nur ein paar Stunden oben stehen. Oben drüber war dann eine rund „Kuppel“, besser sagt man vielleicht „Windschirm“. (Das Bild mit der Abhöranlage Loburg bei Magdeburg 1944. Dieses Foto mußte ganz schnell gemacht werden, weil wir diese Anlage auf keinen Fall fotografieren durften, sie konnte nur heimlich gemacht werden). Den „Windschirm“ konnte man drehen nach dem Wind, damit wir im Windschatten waren. Wir hatten dort ganz ohne technische Hilfen zu horchen, einfach mit unseren Ohren. Fluggeräusche wahrzunehmen. Hörten wie etwas, hatten wie das nach unten der Bereitschaft weiterzugeben, die dann per Telefon nach Magdeburg meldete. NEUBAUER: Primitiver kann man sich das heutzutage überhaupt nicht vorstellen. Wie lange hatten sie denn da oben auf dem Dach Dienst gemacht? DROIK: Zwei Stunden. Dann hatten wir unten zwei Stunden Ruhe, und dann ging es wieder nach oben. Im Ganzen waren das sechs Stunden. NEUBAUER: Aber schlafen mußten Sie doch auch. DROIK: Anschließend hatten wie acht Stunden frei. Wenn wir oben auf Horchposten waren, gab es auch häufig Fliegeralarm. Wir hatten dann schnell in einem Bunker verschwunden, nahmen aber alles nicht so ernst, sondern waren dabei noch sehr ausgelassen – Eines Tages – es wird Ende 1944 gewesen sein – kam ein hoher Offizier, den fragte ich, ob ich nicht nach Küstrin versetzt werden könnte, denn in Küstrin würde es doch bestimmt auch Flugwachen geben. Sie könnten schon, sagte er, wenn sie wollten; trotzdem würde ich ihnen abraten. Meine Familie wohnte in Ostpreußen; aber meine Familie gibt es nicht mehr. Er gab mir zum verstehen, daß die Russen nicht mehr weit ab von Küstrin entfernt waren. Bleiben sie hier, meinte er. Hier haben sie noch Ruhe und Frieden. Als dann der Russe kam, gab es andere, die uns anzuschwärzen versuchten, weil wir Liftwaffenhelferinnen waren; aber der Bürgermeister hielt seine schützende hand über uns und wies uns als Flüchtlinge aus.
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Toller Bericht mit vielen Einblicken. Welche große Kaserne meint das Mädel und wo stand die Glaswand mit den Positionen der Flugzeuge? Flakkaserne in Prester?