#1 Die Nachricht vom Tod des amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt von MAGADO-2 01.09.2019 12:30

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Die Nachricht vom Tod des amerikanischen Präsidenten Franklin D. Roosevelt
Omar N. Bradley veröffentlichte seine Erinnerungen zum Kriegseinsatz und an den Tod Franklin D. Roosevelts:
Am 12. April, als die First Army nach Leipzig rückte, beschleunigte Simpson‘s Ninth Army mit der 2nd Armored Division in Front nördlich des Harzes, wohin sich fünf feindliche Divisionen für eine Belagerung zurückgezogen hatten. Um 8.00 Uhr abends erreichte CCB der 2nd Armored Division das Elbeufer. Ich hatte zuvor angeordnet, dass Simpson einen kleinen Brückenkopf über der Elbe besetzt, sobald er deren Ufer erreicht. Es war keine Vorbereitung für einen Vorstoß auf Berlin, über den einige Beobachter sofort mutmaßten, sondern die Installierung einer Bedrohung, die dem deutschen Widerstand östlich von Berlin an der Front zu den Russen galt. Zu dieser Zeit hätten wir wahrscheinlich weiter nach Berlin drücken können und wären bereit gewesen, die Opfer zu übernehmen, die uns Berlin gekostet hätte. Shukov hatte die Oder noch nicht überquert und Berlin lag zwischen unseren Kräften jetzt fast auf halbem Weg. Jedoch war Shukov‘s Annäherung von Osten unendlich ausbaufähiger, als der Weg über die Wasserlinie, der uns im Westen gegenüberstand. Simpson wurde gerade südlich von Magdeburg von drei deutschen Divisionen aus seinem ersten Brückenkopf geworfen, die ein Wettrennen aus Berlin machten. Es war das erste Mal in 30 Kampfmonaten, dass die 2nd Armored Division zurückgeworfen wurde. Weiter südwärts wurde jedoch ein zweiter Brückenkopf gehalten und Simpson vertiefte dort seinen Stützpunkt, um sich dort bis zum Kriegsende festzusetzen.
Am Tag, als die Truppen der Ninth Army in die Umgebung von Magdeburg drückten, besuchte ich Simpson in seinem CP. Das Telefon läutete. Simpson hörte einen Moment zu und legte dann seine Hand über die Sprechmuschel. “Es sieht aus, als ob wir die Brücke in Magdeburg bekommen könnten. Was wollen wir machen, wenn wir sie bekommen, Brad?“
“Die Glocken der Hölle” antwortete ich, “wir wollen keine weiteren Brückenköpfe an der Elbe. Ich rate darum, wenn ihr sie bekommt, müsst ihr ein Bataillon darüber werfen. Lass uns aber hoffen, dass sie andere Menschen in die Luft jagen, bevor sie feststellen, dass sie dort festgehalten werden.“ Der vorhandene Brückenkopf südlich dieser Stadt erfüllte unseren Bedarf an Ablenkung. Etwas anderes konnte uns nur zusätzliche Opfer und Mühen kosten.
Dreißig Minuten später, als ich gerade meinen Helm aufsetzte und gehen wollte, läutete das Telefon erneut. Auf Simpson‘s knochiges Gesicht legte sich in ein breites Lächeln. “Keine Notwendigkeit, sich zu sorgen, Brad,” lachte er, als er den Hörer einhing, “die Krauts jagten sie gerade in die Luft.“
Als sich der Krieg in seinen abschließenden Wochen beschleunigte, pendelte Eisenhower regelmäßig zwischen SHAEF und der bombardierten Stadt Wiesbaden, wohin wir EAGLE TAC verlegt hatten. Am 12. April stand seine B-25 in der bombardierten Luftwaffenbasis in der Nähe, wo ich mich ihm zu einem Nachtbesuch mit der Cub [Piper-Cub] in Patton‘s und Hodges‘ CP‘s anschloss.
Wir flogen entlang der Autobahn nach Norden zum Headquarters der Third Army in Hersfeld, wo Patton seinen CP in einer Wehrmachtsunterkunft eingerichtet hatte. Die Third Army hatte nur zwei Tage zuvor in Ohrdruf das erste Todeslager der Nazis eingenommen, und George bestand darauf, dass wir es besichtigen… Der Geruch des Todes überwältigte uns sogar schon, bevor wir durch die Umzäunung gingen. Mehr als 3.200 nackte, ausgezehrte Körper waren in flache Gräber geworfen worden. Andere lagen auf den Straßen, wo sie hingestürzt waren. Eisenhowers Gesicht wurde weiß wie eine Maske. Patton ging hinter eine Ecke und erbrach sich... Froh darüber, vom Gestank in Ohrdruf befreit zu werden, flogen wir in einer Reihe tief fliegender Cub‘s zur Umgebung von Merkers, wo die 90th Division drei Tage zuvor über ein unterirdisches Lager gestolpert war, das die letzte Goldreserve des Reiches enthielt... An diesem Abend saßen wir mit George Patton noch lange im dürftig ausgestatteten Kommandantenhaus zusammen, das er in diesem Durcheinander ausfindig gemacht hatte.
Es war fast Mitternacht, als wir schlafen gingen. Eisenhower und ich waren im Kommandantenhaus in nebeneinander liegenden Zimmern einquartiert worden. Patton ging hinaus zu seinem Wagen, der in der Nähe geparkt wurde. Seine Uhr war stehengeblieben und er drehte am Radio, um die Zeit zu bekommen. Eine Stimme unterbrach die BBC, um anzukündigen, dass der Präsident der Vereinigten Staaten gestorben war.
George klopfte an meiner Tür und öffnete sie. Ich war gerade ins Bett gestiegen.
“Irgend etwas Schlechtes?“ fragte ich.
“Komm besser mit, um es Ike zu sagen,“ sprach er, “der Präsident ist gestorben.“
Wir setzten uns und sprachen in Ikes Zimmer bis fast um zwei Uhr morgens darüber…
Auszug aus: Omar N. Bradley, “A Soldier’s Story of the Allied Campaigns from Tunis to the Elbe”, Kapitel 23. London 1951, Übersetzung von Ulrich Koch Berlin 2001
Reaktionen im Führerhauptquartier in Berlin:
Der 12. April 1945 war ein freundlicher Frühlingstag. Jedenfalls in Warm Springs im US-Bundesstaat Georgia. Seit zwei Wochen erholte sich hier US-Präsident Franklin D. Roosevelt in seinem privaten Ferienhaus. Der 63-Jährige hatte die Strapazen des Gipfeltreffens mit Josef Stalin und Winston Churchill in Jalta Anfang Februar nur schlecht verkraftet. Der Präsident der Vereinigten Staaten, der Oberkommandierende der Alliierten, erlag einem Hirnschlag.
In Berlin kam die Nachricht gut eine Stunde später an – etwa gegen 22.45 Uhr Ortszeit. Aus der Führung des Dritten Reiches erreichte die Information zuerst Joseph Goebbels. Der Propagandaminister ließ sich umgehend mit Hitler verbinden. Er gratulierte ihm, denn das Schicksal habe seinen größten Feind niedergestreckt. Gott habe sie nicht vergessen, sagte er pathetisch, um anschließend mit ekstatisch verklärter Stimme von einem „Wunder“ zu sprechen.
Dann beschwor er das „Mirakel des Hauses Brandenburg“, das in allerletzter Stunde das Preußen Friedrichs des Großen vor dem Untergang bewahrt hatte. Goebbels war sicher: Ähnliches würde sich jetzt wiederholen.
Wie reagierte Hitler auf die Nachricht aus den USA? Sein Adjutant Nicolaus von Below erinnerte sich, der Führer habe die Nachricht nüchtern und ohne großen Optimismus aufgenommen. „Aber er schloss doch nicht aus, dass dieser Tod politische Folgen für uns haben könnte.“ Von Euphorie gab es auch in den Notizen von Hitlers Sekretär Martin Bormann keine Spur. Der neben SS-Chef Heinrich Himmler und Rüstungsminister Albert Speer mächtigste Mann des Dritten Reiches schrieb schlicht „Roosevelt †“ auf und: „Abends Kesselring. Lange Besprechung“.
Ganz anders aber gab sich der Chef der Parteikanzlei nach außen. Noch in der Nacht zum 13. April 1945 rief er die Gauleiter der NSDAP in den wenigen verbliebenen noch nicht besetzten Gebieten Deutschlands an. Ein „totaler Umschwung in Europa“ stehe bevor. Die Meldung vom Tode Roosevelts sei „die beste Nachricht, die wir seit Jahren bekommen haben“. Den Grund für seine Zuversicht nannte Bormann auch: „Sagen Sie allen Männern, der gefährlichste Mann dieses Krieges ist tot.“
Möglicherweise teilte Hitler im ersten Moment die Begeisterung von Goebbels, um dann aber doch zu erkennen, dass sich mit Roosevelts Tod eigentlich gar nichts an der Lage verändert hatte. Zumindest sagte Albert Speer wenige Monate nach Kriegsende aus, nach dem „Überschwang des ersten Augenblicks“ sei Hitler „zu einer ruhigeren Beurteilung gekommen“.
Sven Felix Kellerhoff 2015
Gedenkgottesdienste der amerikanischen Einheiten im Frontgebiet Magdeburgs:
Am 13. April 1945 wurden alle amerikanischen Army Groups, Army’s, Army Corps, Divisionen und Regimenter über den Tod des US-Präsident Franklin D. Roosevelt informiert. So fanden am 13. und 14. April auch im Sektor der Ninth Army im Raum Magdeburg bei den Einheiten der 2nd Armored Division, der 30th und 83rd Infantry Division ökumenische Gedenkgottesdienste in den rückwärtigen Etappen-Orten statt. Viele katholische, protestantische und jüdische GI’s die gerade nicht in Kampfhandlungen eingebunden waren nutzten die Gelegenheiten in Gemeindekirchen daran teilzunehmen. Die Chaplains der Einheiten organisierten in Wolmirstedt, Groß Ammensleben, Gutenswegen, Dahlenwarsleben, Irxleben, Niederndodeleben, Schleibnitz, Hohendodeleben, Osterweddingen, Wanzleben und sogar in Schönebeck und Barby die feierlichen Andachten. Auch Feldgottesdienste wurden abgehalten. Leider waren in unseren Gemeinden keine Aufzeichnungen darüber zu finden.

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