Bei den Turnieren waren oft wertvolle Preise ausgesetzt; aber das Spiel mit den Waffen stei- gerte sich mitunter zu erbitterter Heftigkeit. So wird von einem Turnier zu Neuß bei Köln berichtet, das im Jahre 1241 vor einer großen Menschenmenge stattfand und bei dem 60 Ritter tot auf dem Platz blieben - Symptome wilder Maßlosigkeit des überschäumenden Lebens. Einen freundlicheren Ausgang nahm ein Turnier, welches die Patrizier von Magdeburg anno 1229 veranstalteten; der "Turnierdank" war nämlich ein schönes Mädchen, das einem Kaufherrn aus Goslar zugefallen war und von ihm, der sich nobel zeigte, zu einer ehrbaren Hochzeit ausgestattet wurde. (Quelle: Karl Walker, Das Geld in der Geschichte).
Übrigens: Das schöne Mädchen war, wie wir heute sagen würden, eine Sexarbeiterin. [Rathmann in seiner Geschichte der Stadt Magdeburg verrät uns im II. Band auf Seite 143 auch ihren Namen: Sophie]
Vieles über Turniere kann man in einem 1722 erschienen Buch nachlesen. Hier der Hinweis auf das Inhaltsverzeichnis:
Wer nun ganz genaue Nachricht von denen Turnieren, sonderlich aber denenjenigen, so in Teutschland mit besondern Solennitäten gehalten worden, zu haben begehret, der beliebe nur Francisci Modii Pandečtas triumphales Tom. II. Libr. I. nachzuschlagen. Denn da wird er befinden, daß bemelter Modius, in angeführtem Buche von denen Teutschen Turnieren ausführ- und gründlich handelt; Und zwar I. Von denen Anno 938. in Teutschland zum erstenmahl eingeführten Turnieren, und denen Ursachen, so Anlaß darzu gegeben, pag. 1. II. Von dem ersten Turnier, so Anno 942. zu Magdeburg gehalten worden, pag. 12. - III. Von dem andern Turnier zu Rothenburg, welches Anno 948 angestellet gewesen, pag, 20. IV. Von dem dritten Anno 969. zu Costantz gehaltenem Turnier, pag 24. V. Von dem vierten Turnier, so Anno 996. zu Merseburg angestellet worden, pag, 8. VI. Von dem fünfften Anno 1o19 zu Braunschweig gewesenem Turnier, pag, 30 ... usw. usw. Bild entfernt (keine Rechte)
[die Jahreszahl zu dem Bild ist dem Buch entnommen - ich habe nicht weiter geprüft, ob 938 oder 942 richtig ist, 938 ist allerdings die häufiger genannte Jahreszahl und damit wahrscheinlicher; das Bild erhebt auch keinen Anspruch auf fotografische Genauigkeit, denn das Turnier hat auf dem Werder stattgefunden, allerdings ist das Magdeburger Stadtwappen recht gut getroffen - Hugo]
Gut zu wissen ist, dass auf drei allgemeinen Concilien unter drei verehrungswürdigen römischen Päpsten diese Waffenübungen verboten worden sind. So sagt im (dritten) Lateranischen Concile (1179, Canon XX) Papst Alexander (III. 1159—81): 'Folgend den Spuren unsrer Vorgänger der Päpste Innocenz (II. 1130— 43) und Eugen (III. 1145—53) seligen Andenkens, verbieten wir die abscheulichen Unterhaltungen (detestabiles nundinas), die man gewöhnlich Turniere nennt und zu denen Verabredetermassen Ritter zusammenkommen und verwegen mit einander kämpfen, wodurch der Tod von Menschen, Gefahren der Seelen oft veranlasst werden. Wenn einer von ihnen tödtlich verwundet worden ist, so soll ihm auf seine Bitte zwar die Beichte abgenommen werden, er jedoch eines christlichen Begräbnisses verlustig sein.' Obschon also diese festliche Zusammenkunft junger Ritter (tironum) unter schweren Ahndungen verboten ist, so verachtete doch der Eifer der jungen Leute, welche den Waffenruhm über alles liebten und sich der Gunst der Fürsten, die erprobte Ritter haben wollten, erfreuten, bis jetzt noch die Anordnung der kirchlichen Fürsorge. (Die Verbote fruchteten wenig genug. 1287 musste sogar auf dem Concil zu Würzburg (Canon IV) den Geistlichen bei Strafe des Bannes die Teilnahme an Turnieren untersagt werden.)